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Zusendung von Presseinformationen an: |
27.12.2004 | | Ärger in Regensburg mit Projektbetreuer Loers |
Die weitere Zusammenarbeit für Regensburg in Sachen Kulturhauptstadt Europas 2010 stellt jetzt die katholische Kirche in Frage. Oberbürgermeister Hans Schaidinger bedauert die Äußerungen von Dr. Veit Loers im Regensburger Kulturclub 2010. | |
Artikel aus "Mittelbayerische Zeitung" vom 27. Dezember 2004 | |
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Anlass sind die Forderungen von Projektbegleiter Dr. Veit Loers nach Mut zur Provokation, um die 2010-Bewerbung voran zu bringen. In diesem Zusammenhang hatte Loers im kultuRklub einen grünen Frosch am Kreuz vorgestellt. Dieses Werk von Martin Kippenberger hatte kürzlich in München für religiös motivierten Ärger gesorgt. Den gibt es nun auch in Regensburg. Loers hat mit dem gekreuzigten Frosch postwendend die Kirche gegen sich aufgebracht. Ich habe gedacht, ich bin im falschen Film, sagte Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner, als er gestern in der MZ die Äußerungen von Loers gelesen hatte. Provokation könne sinnvoll sein, aber doch nicht über den Weg, christliche Symbole zu beleidigen. Gegenfurtner zeigte sich doppelt betroffen. Er sei erst vor wenigen Tagen in Berlin gewesen, um zusammen mit den Domspatzen für Regensburg als Kulturhauptstadt zu werben. Nun sehe er sich er vor den Kopf gestoßen. Gegenfurtner kündigte ein Schreiben des Bischöflichen Ordinariats an die Stadt an, in dem diese aufgefordert werden soll, sich von Loers zu distanzieren. Sonst könnte niemand mehr von uns in der 2010-Bewerbung mitmachen. Auch der evangelische Bischof denke über eine offizielle Reaktion nach, informierte gestern Dekan Gottfried Schoenauer. Gegen echte Provokation würde ich nichts sagen, so Schoenauer. Provokation auf Kosten religiöser Gefühle zu erzeugen, sei aber schon ein besonderes Niveau. Solcher Schuss geht nach hinten los. Ich habe die fünf nicht zur Provokation engagiert, nahm Oberbürgermeister Hans Schaidinger gestern alle fünf 2010-Projektbegleiter in die Pflicht. Es sei nicht die Provokation zuhause gefragt, sondern in Berlin die Nase vorne zu haben. Schaidinger bedauerte im MZ-Gespräch was da gelaufen ist. Dies sei nicht seine Auffassung, für die 2010-Bewerbung zu werben. |
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Dazu Artikel aus "Mittelbayerische Zeitung" vom 26. Dezember 2004: | |
Loers fordert Provokation: 2010-Runde mit Frosch. Wie kann Regensburg im Kulturbereich bundesligareif werden? 2010-Projektbegleiter Dr. Veit Loers versuchte am Abend vor Weihnachten im voll besetzten kultuRklub, der Bewerbung Impulse zu geben. Der frühere Bundeskurator für zeitgenössische Kunst wünscht sich in Regensburg mehr Risikobereitschaft, Mut zur Provokation und noch mehr Eigeninitiative im Bewerbungsprozess. Humor und die Diskussion um Pro und Contra dürften nicht verloren gehen. Der Schalk ist wichtig, denn man muss über sich selbst lachen können. Und: Das Erhabene braucht das Seichte. Man muss sich in beidem bewegen dürfen, ohne dass es einem peinlich sein muss. Der Abend, umrahmt von Volksmusik und Platten-Mix der Teichmann-Brüder, besaß die geforderten Elemente. U. a. geisterte Marie Schandri, Spitzenköchin des 19. Jahrhunderts, durch den kultuRklub. Als Pendant der Gegenwart saß Bischofshof-Küchenchef Herbert Schmalhofer am Podium. Ihm stellte Loers Fragen wie: Welche Kartoffelsorte kochen Sie am liebsten? Für Neues offener sein. Kultur im Einsatz hatte Loers den Abend getauft und lange ließ er sein Publikum im Unklaren, was der Titel eigentlich meinte. Bisher bin ich am Thema vorbeigeschrammt, gab er nach der ersten Stunde zu. Im Sinne besten Kabaretts hatte er seine Gäste bis zu diesem Punkt unterhalten. Das sprichwörtliche Licht ging den Gästen erst später auf; denn Loers hatte in seinem Abend genau das zelebriert, was er vom Regensburger Bewerbungsprozess fordert. Auch wenn Regensburg den Titel nicht holt, sollte die Bewerbung kulturellen Anstoß geben, wünscht sich Loers. Regensburg müsse auch provozieren und sich öffnen, besonders für Internationalität. Loers hatte zwei Beispiele im Gepäck: Paul McCarthys Video über einen japanischen Nikolaus (Tokyo Santa) und einen grünen Frosch am Kreuz, ein Werk Martin Kippenbergers. Die pikante Vorgeschichte: Das Münchner Volkstheater wollte den gekreuzigten Frosch kürzlich auf ein Plakat holen. Katholiken protestierten, SPD-Oberbürgermeister Christian Ude berief gar den Ältestenrat ein. Tenor: Das Kreuz verletze Gefühle von Christen. Regensburg kann dieses Kreuz, so eine Provokation, verkraften, sagte Loers. Regensburg müsse sich öffnen für Neues und dafür traditionelle Veranstaltungen auch mal ausfallen lassen. Die Bewerbung stürzt sich auf das, was schon mal da war. Nur weil Kandinsky mal zu Gast war, müsse man dazu nicht gleich ein Symposium machen. Loers Empfehlung: Wir müssen uns die holen, von denen wir denken, die werden mal was. |
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Dazu die nachfolgende dpa-Meldung vom 21. Dezember 2004: | |
Das Münchner Volkstheater hat ein als blasphemisch kritisiertes Plakat zurückgezogen. Es zeigte einen gekreuzigten Frosch, dem die Zunge heraushängt und der einen gefüllten Bierkrug in der Hand hält. Vor allem Münchner Katholiken hatten mit Empörung reagiert."Keinesfalls wollten wir die religiösen Gefühle von Menschen verletzen", sagte am Freitag Intendant Christian Stückl. Das Plakat sollte auf das Stück "Fegefeuer in Ingolstadt" von Marieluise Fleißer (1901-1974) hinweisen, das am 25. Januar Premiere hat. Das Motiv basiert auf einer Arbeit des 1997 gestorbenen Künstlers Martin Kippenberger, die im Rahmen der Ausstellung "Grotesk" auch schon im Münchner Haus der Kunst zu sehen war. |
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Dazu die nachfolgende APA-Meldung vom 22. Dezember 2004: | |
Katholiken stoßen sich an gekreuzigtem Frosch Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der bereits eine Sondersitzung des Ältestenrates einberufen hatte, begrüßte die Entscheidung. Das Plakat hätte ohne Frage seines künstlerischen Charakters religiöse Gefühle verletzt. Das Plakatmotiv basiert auf einer Arbeit des 1997 gestorbenen Künstlers Martin Kippenberger. Seine Holzskulptur war im Rahmen der Ausstellung "Grotesk" auch schon im Münchner Haus der Kunst zu sehen. Es sei nicht die Absicht des Volkstheaters und auch nie Inhalt der bisherigen Plakate gewesen, mit Provokation, Schock oder Blasphemie zu werben, betonte Stückl, der in Salzburg den "Jedermann" inszenierte und in seinem Heimatort Oberammergau die weltberühmten Passionsspiele leitet. "Es stand und steht viel mehr eine künstlerische und inhaltliche Auseinandersetzung im Vordergrund." Der Druck des Plakates sei gestoppt worden. Soweit es möglich ist, soll auch das Faltblatt aus dem Verkehr gezogen werden, sagte Stückl. Vor allem Münchner Katholiken hatten mit Empörung auf das Plakat reagiert. "Die Darstellung verunglimpft das zentrale Symbol des Christentums", kritisierte der Generalvikar des Erzbistums München- Freising, Domkapitular Robert Simon. Der Chef der CSU-Fraktion im Münchner Rathaus, Hans Podiuk, erklärte: "Eine derartige Blasphemie habe ich schon lange nicht mehr erleben müssen." Podiuk nannte es ungeheuerlich, dass ein von der Stadt München finanziertes Theater "dieser Verunglimpfung des Christentums Vorschub leistet". Auch Simon erklärte, die Stadt München, die für das Theater aus Steuermitteln jährlich 4,6 Millionen Euro aufwende, "kann eine solchen Angriff auf einen großen Teil der Bürgerinnen und Bürger der Stadt nicht einfach hinnehmen". |
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